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Winterkocher

Der Heizwert – also das Verhältnis der Heizkraft zum Gewicht – beträgt bei Spiritus nur etwa die Hälfte der Benzin- oder Petroleumwerte. Dieses Verhältnis verschlechtert sich bei extremen Minusgraden weiter. Hinzu kommt, dass sich Spiritus bei Kälte schlechter entzünden lässt. Obwohl ich also meinen modifizierten Trangia-Kocher (siehe rechts) heiß und innig liebe, musste ich mir für den Winter einen anderen Kocher suchen.

Nach einigen Experimenten mit Benzinkochern der renommierten Firma MSR schied dieser Typ für mich aus. Aus mehreren Gründen. Neben der mangelhaften Sicherheit, die weiter unten noch zur Sprache kommt, hatte ich mit schwerwiegenden Konstruktionsmängeln zu kämpfen. Sowohl der angeblich für mehrere Brennstoffe konzipierte Whisperlite International als auch das “Expeditionsmodell” XGK zeigten sich nämlich trotz sorgfältiger Reinigung äußerst störanfällig. Da ich diese Erfahrungen bei mehreren Exemplaren machen musste, handelte es sich anscheinend nicht nur um ein “Montagsmodell”.

Der Schampus wurde zu früh geöffnet:
Einen Tag später gab der MSR-Kocher (auf dem Tisch) mal wieder den Geist auf

Es scheint eher, als gehe bei diesen auf Leichtgewicht gezüchteten Kochern die Robustheit und Zuverlässigkeit beim harten Einsatz verloren. Die Probleme waren immer die gleichen: Nach dem zunächst problemlosen Entzünden wollten die Kocher nach einigen Minuten den Brennstoff nicht mehr vergasen. Hohe und gefährliche Stichflammen waren die Folge. Nach einer Demontage des Kochers und einer sorgfältigen Reinigung passierte wieder das Gleiche. Ich wechselte Dichtungsringe und experimentierte mit verschiedenen Düsen, verwendete gereinigtes und ungereinigtes Benzin, gereinigtes und ungereinigtes Petroleum, klares Lampenöl und Flugzeug-Petroleum. Ohne Erfolg!

Nach etlichen Wochen, in denen ich mir kaum genug Schnee für meinen Tee schmelzen konnte und meine Finger vom Kocher-Reinigen ständig verrußt waren und nach Brennstoff stanken, hatte ich genug: Ich stiefelte in einen schwedischen Outdoor-Laden und erzählte ihm von meinen Problemen. Er bestätigte mir, dass auch viele seiner Kunden über diese High-Tech-Kocher klagen würden und zeigte mir Petroleum-Modelle von Optimus. Meine Probleme waren gelöst. Seit Jahren verwende ich diese Kocher nun ohne besondere Reinigungsmaßnahmen, und noch (fast) nie haben sie mich im Stich gelassen.

Meine Favoriten sind der massig-schwere “Hunter” (es gibt ihn in zwei Größen) und der etwas diffizilere “Loka.” Wer nicht auf jedes Gramm achten muss, ist mit dem “Hunter” gut bedient. Fast alle Norweger benutzen ihn, und ich habe in den Bergen bei manchen Wanderern zehn Jahre alte und verbeulte Exemplare gesehen, die noch immer klaglos ihren Dienst verrichten. Auch der “Loka” enthält den bewährten “Hunter”-Brenner, ähnelt aber durch den integrierten Windschutz und den mitgelieferten Kochtopf-Satz äußerlich eher dem Trangia. Er arbeitet mit dem an jeder schwedischen Tankstelle erhältlichen “lysfotogen” (eine Art Flugzeug-Petroleum) und findet ineinander gestapelt in einem kompakten Täschchen Platz.

Holzofen mit Waffeleisen: Nicht immer trifft man auf so luxuriöse Kochgelegenheiten

Ganz klar – es muss nicht Optimus sein. Ich halte sie zwar für die robustesten und einfachsten Kocher – Eigenschaften, die sich im Winter stets bewähren. Doch andere Wanderer mögen andere Erfahrungen gemacht haben. In aller Deutlichkeit möchte ich aber von Kochern auf Benzinbasis für den Einsatz im Zelt abraten. Benzin ist äußerst leicht entzündlich und stellt somit einen nicht zu unterschätzenden Risikofaktor dar.

Ein unbemerktes Leck im Kocher oder im Zuleitungsschlauch kann in Sekundenschnelle das ganze Zelt in Brand setzen oder gar zu einer gewaltigen Stichflamme führen. Die meist aus Polyester bestehenden Zelte fangen daraufhin sofort Feuer und werden zum Flammengrab ihrer Insassen. Jeden Winter hört man im Norden von solch tragischen Unfällen mit einem Benzinkocher. Selbst in den wenigen Fällen, wo die Wanderer das Zelt noch lebend verlassen konnten, half ihnen das nicht viel weiter. Im Winter ohne Zelt und Ausrüstung einsam im Fjäll ist man meist dem Tod geweiht.

Das Argument der Benzinkocher-Freaks, man dürfe eben den Kocher nicht im Zelt verwenden, zählt nicht. Mal ehrlich: Wer wirft nicht bei Kälte oder Sturm nach einer langen Tagesetappe die Sicherheitsbedenken über Bord und köchelt geschützt unter der Zelt-Apsis? Ganz abgesehen davon, dass im Sturm sowieso jedes Feuerzeug ausgeblasen wird.

Petroleum dagegen entzündet sich sehr viel schwerer und bietet dadurch mehr Sicherheit bei Lecks und Fehlbedienungen. Außerdem ist dieser Brennstoff der einzige, dessen Heizwert bei extremen Minustemperaturen nicht absinkt. Nicht umsonst wählen die meisten Polarexpeditionen Petroleumkocher.

Das “lysfotogen” meines “Loka” zeigt sich sogar bei Zimmertemperatur von der Flamme eines Streichholzes völlig unbeeindruckt und entzündet sich nicht. Dafür muss dieser Kochertyp natürlich vorgeheizt werden, um das Petroleum vergasen zu lassen und zu entzünden. Ich verwende dafür auch im Winter am liebsten Spiritus, der im Gegensatz zu den meisten Anzündpasten keine klebrigen Rückstände hinterläßt. Wenn der Spiritus nicht sofort brennt, baue ich mit Zündhölzern einfach ein kleines “Lagerfeuer” in der Vorheizschale.